2009-08-14

nicht wien. leipzig 06. ich treffe autorinnen.

0.
paula sitzt im zug.
paula muss.
nach leipzig und aufs klo.
viel lieber sitzt sie.
und hört zu
was die zugreisenden sagen.
und malt.
nichts besonderes. das kann sie nicht.
sie mal nebel.
ganz viel nebel.
so wie viele schreiben die nichts sagen weil sie nicht denken nicht klar
[seelenstriptease]
der alte zugreisende sagt puppi.
paula wäre gerne eine puppi.
aber eine intellektuelle.
die aufs klo muss.
weshalb das bild und die geschichte ein ende finden.
[oder doch]
durch ein dünnes rohr mit viel getös
zwischen die gleise.
paula ist glücklich
und wackelt mit den beinen.
es sind die kleinen dinge und die augen der anderen.
[und das gefühl dass du an mich denkst]

1.
Weiße Fliesen und zischender Milchschaum, draußen ist es nass. Das Café im Park. Nierenförmig und ungeheizt. Der Kaffee wird kalt während wir uns unterhalten.
Wir sprechen viel, du sagst mehr. Ich nicke und verstehe. Teilnahmsvoll. Kann deine Worte doch nicht zusammenfügen. Während du dich ausbreitest, dir Mühe gibst mich verstehen zu machen. Aber ich stelle dieselben Fragen. Mache deine Gedankenflüge nicht mit. Hinaus aus dem Parkpavillon.
Zwei Stunden reden wir. Das Band hat alles verstanden. Es dämmert.
Auf Knopfdruck erscheint dann Kommunikationshilfe. Ola und ein Chardonnay. Die Gesprächige. Erklärt mir das Röhrenradio. Dann Dieter. Dein Lebensgefährte. Dein Negativ. Abgeschmuddelter Künstler. Kind.
Was sind das für Leben die ihr führt?
In dem Moment indem ich dich als dich sehe, kann ich dich nicht verstehen. Ich denke so anders. Kann mich nicht verständlich machen. Was ist es, das uns so verschieden macht? Dich und mich und Dieter und Ola und die drei Podiumsdiskutanten später im NaTo und dann Christian. Höflicher Eigenbrötler, sagt nur nicht, dass er keine Lust hat.
Dann ist es Nacht und ich bleibe allein. Bei Kerzenschein esse ich Lachsnudeln und lese deine Texte. Verrückt. Skurril. Ganz anders als du. Wie ich.

2.
der über ihr dreht sich im schlaf als wollte er lieber auf ihr liegen
atmet lüstern sein schnarchen traumlust nach ihr
er bleibt auch morgens bis sie wach ist will mit ihr sprechen anbiedernde blicke
als er merkt dass sie böse ist tut er spöttisch als wäre nie etwas gewesen einbildung
selbst das schnarchen versucht er zu verbergen
was macht so einer was denkt der allein in der jugendherberge zu alt
über mädchen im stockbett als wollte er lieber auf ihnen liegen

3.
Ich muss mir diese Begegnungen merken.
Es begann umständlich, ohne Verbindung wussten er und ich nicht so recht. Komisch fern zwischen aufdringlich und übersensibel. Durch die Finger rinnender Sand. Nicht zu fassen. Und dann.
18:30 Turmweg. Ein kleines Landhäuschen. Persönlich. Christian per du. Freundlich nah. Ich bin nervös, muss warten, er lässt sich zuerst Zeit. Bis er richtig da ist. Endlich. Nach drei Tagen bereit für die Begegnung. Er erzählt. Ich bin gebannt. Verstehe ihn. So sehr man den eigentlich Fremden verstehen kann. Aber es funktioniert. Es stimmt. Ich stelle Fragen, er breitet sich aus. Schweift ab, erzählt viel Privates. Unbrauchbar für unsere Arbeit, aber ich unterbreche ihn nicht. Er erzählt es mir. Nicht dem Diktiergerät. Vergisst es vielleicht. Er redet. Wir sitzen eine Tischlänge entfernt und doch intim. Der Augenkontakt unterbricht nicht. Es wird dunkel. Dämmergrau im Raum. Die Augen schmerzen, nehmen schwer seine Silhouette auf. Egal. Versunken. Christian erzählt. Vielleicht sieht er einmal auf, macht Licht, zündet Kerzen an. Das Gespräch stockt nicht. Wenn er von Zeit zu Zeit an seiner selbst gedrehten Zigarette zieht und Rotes aufglimmt, nimmt das Tonband Spannung auf. Intime Momente. Einmal ist der Schmerz ganz deutlich fühlbar. Ich habe Angst, dass er weint. Dann scherzt er wieder, erzählt wie er fast mit einer IM ins Bett wäre. Du, du. Ganz vertraut. Dann steht er auf, kniet neben dem Couchtisch. Erzählt weiter. Irgendwann weiß ich, ich muss aufhören, auch er kann nicht mehr. Sagt es. Offen. Schließt ab. Mit einem Punkt. So intensiv ist alles, dass ich ausgefüllt zur Straßenbahn gehe. Wie kurz vor dem Gewitter. Noch Stunden später, raus aus Leipzig, Kilometer entfernt. Er ist ganz präsent. Soll es bleiben. Immer. Diese Begegnungen die die Welt still stehen lassen und ausfüllen. Die sie erklären. Die sind es einfach. Das ist es. Danke Christian.

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