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2014-07-07

erinnerungen abzählen


0
Das Dröhnen der Turbinen löscht die Sprache aus. Kein Ton. Darüber Möwenstillstand. Das Schweben, Strömen und Gleiten eines Reiseschweigetags. Wortlos weil sprachlos im Auto, Gs flüchtiges Lächeln des Verstehens (vielleicht) über deine kindliche Freude. M empfängt dich mit großer Geste. Ab morgen im Kopf wohnen, den Tag mit unklaren Gedanken füllen. Du spielst von fremden Ländern und Menschen, spürst M andächtig in einer Ecke der Grotte, der Wein klebt traubig auf der Zunge. Auto rollt über Kies. Das Haus füllt sich, der Traum verfängt sich im Mückennetz. 

1
Hitze staut sich in Dorfwinkeln. Wäscheleinen ranken sich durch Tourismusidylle und Kulissenschluchten. In Wartehaltung eines Sonnenbrands Wegesranderzählungen bunter Hier-und-Dort-Leben. Ästhetik-Diskussion (unwillig) beim Essen. Dann zischende Fußsohlen auf den ersten Strandmetern und endlich Meer. Die Uhr? Die Zeit läuft. Die erste Begegnung mit der bildenden Künstlerin im Klee. Du korrigierst deine Lautstärke.

2
Du verirrst dich, stolperst über Berg und Tal, in ein Auto zweier braunfaltiger Italienerinnen mit Bindi an der Stirn und Dackel zu deinen Füßen. Später Käferbrummen, Möwen schrecken auf, G stapft vorbei. Eine Spinnwebe spannt sich über die Wiese, blitzt schwingend in der Sonne. Die Nase immer in den Grasspitzen, am geschäftigen Treiben der Ameisen. Bier wird gekühlt. M dreht die Messerklinge nach innen.

3
Frühes Erwachen, Erinnerungen an Kindheitssommer. Traumwarme Fußsohlen auf spröden Tonfliesen. Du hast dir ein Sonnenbänkchen gefunden, hoch über den Weinbergen. Die Haare bleichen von der Stirn aus. Wenn sich bloß Weisheit vorwagte – vom Frontallappen in die Haarspitzen. 
T, M und K lachen schallend zu ihren Kanonenschusspointen.
Du brennst ja gar nicht so für die Wissenschaft, sagt M.
Das Meer kündet nichts. Unwetter war versprochen, den Himmel kannst du nicht lesen. Ins Heft fallende Haarnadeln stören den Schreibfluss auch nicht eher als die viel zu schnellen Gedanken. 

4
Du hörst Schritte. Lieber kein Blick. Der Blick macht die Geschichte. Hätte sich das bloß noch niemand gedacht. Das Bedürfnis, dich zwischen Worten und Zeilen und Erinnerungen konstruiert zu finden. Das im Kopf bleiben. Im eigenen Kopf. Die Unzufriedenheit darüber. Die Zweifel am Ausdruck. Eine Ameisenstraße Zweifel. Durch Regentropfen klingt ein Saxophon. Die Feuchtigkeit die uns bleibt. Die Kondome im Schweizer Vorsorgeschrank. 

5
Pünktlich wird das Essen serviert, werden die Plätze eingenommen. Wird das ewig gleiche süße Frühstück viel zu lange schweigend absolviert. Niemand, der wild geträumt hat. Zwischen Panna Cotta hängen sie ihren Ideen nach. Dein Rock weht Felsenwärme davon, du hältst die Weste fest, spürst Salz und unmögliche Romantisierung im Gesicht. Kauern auf der Klippe, der Kaffee neben dir (Haltbarmilch) längst kalt. Der Felsrücken prägt sich in deinen Körper. Formengedächtnis.

6
Du suchst Inspiration in der Jazz-Grotte und findest minutenlanges Innehalten. Beobachtest zwei, die einander verstehen. Gleich anschließend die entrückte Ruhe von Blatt und Holz und Licht am Fenster bei M. Ein Vogel klopft an. Aussicht auf Weinberge, Wellenglitzern, angebrauchte Wasserflaschen auf dem Anwesen verteilt. Rauschloses Vorüberrauschen der Zeit entlang Wellenspiel. Die Stille zwischen den Wellen ebenso lang wie dieses Jetzt. Wohin die Quallen wandern? Wer sie in der Nacht findet? Eine Berührung, du schreckst auf. Und hast schon dreimal mehr gedacht als geschrieben. Annäherungen gehen immer nur so weit. Und Schritte auch zurück.

7
Das kleine Wo-bin-ich? Du machst dich morgens mit Schlaf im Auge auf den Weg zum Felsen. Schwimmst deinen Luftblasen nach und voraus, hast die Gefahr schon gesehen (aber wo lauert die nicht) und kurz vor Schluss fluchst du den Schmerz und die Panik vor mehr (Meer) an Land. Q begegnet. Wie die Möwen bist du von da an konstant alarmiert.

8
Das gestrige Gespräch im flackernden Kerzenlicht, das eigene auf den Tisch hauen, die weinselige Argumentation im Kreis. Die Nachwehen und alles Vergessen am Frühstückstisch. Es ist ein Sprechen, das von sich ausgeht und immer zu sich zurückkommt, es ist ein witzelndes Ausschließen anderer Wahrheiten. Das Leben hier, wo für alles unsichtbar gesorgt wird, macht es uns leicht und schwer einträchtig zu sein. Dir ist nach Konflikt. Wir sind alle Egomanen, sagt K. In Ks Kopf sortieren sich Gedanken anders.

9
Die Zeit einfassen. Die großen Erzählungen finden. Wenn bloß T mit seinem grünen Band auch die Stunden dehnen könnte. Abends am Strand die Blicke von außen auf ihre kleine Gruppe. Der Vater, der die Rechnung vorgelegt bekommt. Wir teilen jedes Getränk genau. Denken und sehen mit gespaltenem Blick. Ästhetik des Disparaten. Die Ameise auf meinem Blatt ist angeschlagen, es fehlt ein Fühler und ein Bein. K M T M K. Dem Comiczeichner wäre vieles lieber synkopisch, das Uhrwerk seines Auchnichtanderskönnens läuft präzise.

10
In der Nacht leuchten Luftblasen wie Glühwürmchen im Meer. Der Sternenhimmel beim gewollten Loslassen. Das ausweichende leise Wissen am nächsten Tag.

11
Ich möchte mich erinnern an das Lachen der Musiker beim Proben, an M beim Krimilesen am Strand und Melonenschneiden in der Küche, an Ms ‚Dangschön‘. Das Meer in der Nacht, das Sitzen der Möwen am Dach, Pingpong! Karten! Pfeifkonzerte! Musik des Pulsmessens! Fußball! Dinner is served! Wir gemeinsam an Stränden, in Autos, vor Bildschirmen. Wie die Ameisenstraße der sich stets berührenden Ameisen, wir beim Aufdecken des Mittagstisches. Was fehlt noch, haben wir genügend Löffel? Der schmale und weite Grat eines WIR. Gesprächsfixsterne. Wir finden unseren Baum.

12
Das sich Suchen im Neu, im toten Winkel der Selbstbespiegelung ein instabiler Zustand, hat mehr Zeit und Kraft geraubt als gedacht. Ergebnis nicht qualifizierbar. 4 Kontakte. Ein paar Seiten Tagebuch-Text, künstlerische Verwertung unsicher. Gute Zentimeter Lektüre und Abschrift, die ersten braven Post-Its auf dem Kasten, der Schmalz im Gästebuch. Die Traurigkeit über ein zu wenig, zu kurz, zu schön. Am Ende lernen die jungen Möwen fliegen und wir sehen es nicht mehr.

13
Wie Elba verlassen, wie den Klang der beiden Wochen möglichst lange mit nach Hause tragen. Wie wieder Alltag vorfinden? Im Nachhinein sehe ich mich stets wieder auf diesen Klippen sitzen, liegen, stehen. Vor wolkenverhangenem Hokusai-Berg, vor Mondrian-Meerausschnitten durch Pinien. Ich laufe wohin Begegnungen mich tragen.

2010-12-17

ginka steinwachs’ berliner trichter - berliner bilderbogen nachgehen

ein ambula-litera-torium oder:
eine literaTOUR* von katharina serles
berlin, 01.12.2010


textzitate aus: steinwachs, ginka: berliner trichter - berliner bilderbogen. wien: rhombus verlag 1979. ['bt' = berliner trichter, 'bb' = berliner bilderbogen]





*mit dank an stephanie serles für die wortspielerische anregung

2009-08-14

nicht wien. skandinavien 06. auf großer fahrt.

Supermarktdiskussionen zwischen Pesto und Tomatensugo inszenieren wir für die Action zwischen Sonnenfotos am Hafen und zusammengekauerten Schlafstunden[ewigkeiten] im Zug. An eitergelben Wiesen vorüberfahrend sprechen wir über afrikanische Brüste. Noch schnell das Studentenfutter zugekluppert und bald liegen wir am Strand zwischen Dänen-Dünen. Dänische Gluckslaute über die Lautsprecher, ein krakeelender Kook im Ohr. Morgenspucke weggewischt, wir sind auf großer Fahrt. Yeah.

du schreibst wie ein zugvogel.

nicht wien. leipzig 06. ich treffe autorinnen.

0.
paula sitzt im zug.
paula muss.
nach leipzig und aufs klo.
viel lieber sitzt sie.
und hört zu
was die zugreisenden sagen.
und malt.
nichts besonderes. das kann sie nicht.
sie mal nebel.
ganz viel nebel.
so wie viele schreiben die nichts sagen weil sie nicht denken nicht klar
[seelenstriptease]
der alte zugreisende sagt puppi.
paula wäre gerne eine puppi.
aber eine intellektuelle.
die aufs klo muss.
weshalb das bild und die geschichte ein ende finden.
[oder doch]
durch ein dünnes rohr mit viel getös
zwischen die gleise.
paula ist glücklich
und wackelt mit den beinen.
es sind die kleinen dinge und die augen der anderen.
[und das gefühl dass du an mich denkst]

1.
Weiße Fliesen und zischender Milchschaum, draußen ist es nass. Das Café im Park. Nierenförmig und ungeheizt. Der Kaffee wird kalt während wir uns unterhalten.
Wir sprechen viel, du sagst mehr. Ich nicke und verstehe. Teilnahmsvoll. Kann deine Worte doch nicht zusammenfügen. Während du dich ausbreitest, dir Mühe gibst mich verstehen zu machen. Aber ich stelle dieselben Fragen. Mache deine Gedankenflüge nicht mit. Hinaus aus dem Parkpavillon.
Zwei Stunden reden wir. Das Band hat alles verstanden. Es dämmert.
Auf Knopfdruck erscheint dann Kommunikationshilfe. Ola und ein Chardonnay. Die Gesprächige. Erklärt mir das Röhrenradio. Dann Dieter. Dein Lebensgefährte. Dein Negativ. Abgeschmuddelter Künstler. Kind.
Was sind das für Leben die ihr führt?
In dem Moment indem ich dich als dich sehe, kann ich dich nicht verstehen. Ich denke so anders. Kann mich nicht verständlich machen. Was ist es, das uns so verschieden macht? Dich und mich und Dieter und Ola und die drei Podiumsdiskutanten später im NaTo und dann Christian. Höflicher Eigenbrötler, sagt nur nicht, dass er keine Lust hat.
Dann ist es Nacht und ich bleibe allein. Bei Kerzenschein esse ich Lachsnudeln und lese deine Texte. Verrückt. Skurril. Ganz anders als du. Wie ich.

2.
der über ihr dreht sich im schlaf als wollte er lieber auf ihr liegen
atmet lüstern sein schnarchen traumlust nach ihr
er bleibt auch morgens bis sie wach ist will mit ihr sprechen anbiedernde blicke
als er merkt dass sie böse ist tut er spöttisch als wäre nie etwas gewesen einbildung
selbst das schnarchen versucht er zu verbergen
was macht so einer was denkt der allein in der jugendherberge zu alt
über mädchen im stockbett als wollte er lieber auf ihnen liegen

3.
Ich muss mir diese Begegnungen merken.
Es begann umständlich, ohne Verbindung wussten er und ich nicht so recht. Komisch fern zwischen aufdringlich und übersensibel. Durch die Finger rinnender Sand. Nicht zu fassen. Und dann.
18:30 Turmweg. Ein kleines Landhäuschen. Persönlich. Christian per du. Freundlich nah. Ich bin nervös, muss warten, er lässt sich zuerst Zeit. Bis er richtig da ist. Endlich. Nach drei Tagen bereit für die Begegnung. Er erzählt. Ich bin gebannt. Verstehe ihn. So sehr man den eigentlich Fremden verstehen kann. Aber es funktioniert. Es stimmt. Ich stelle Fragen, er breitet sich aus. Schweift ab, erzählt viel Privates. Unbrauchbar für unsere Arbeit, aber ich unterbreche ihn nicht. Er erzählt es mir. Nicht dem Diktiergerät. Vergisst es vielleicht. Er redet. Wir sitzen eine Tischlänge entfernt und doch intim. Der Augenkontakt unterbricht nicht. Es wird dunkel. Dämmergrau im Raum. Die Augen schmerzen, nehmen schwer seine Silhouette auf. Egal. Versunken. Christian erzählt. Vielleicht sieht er einmal auf, macht Licht, zündet Kerzen an. Das Gespräch stockt nicht. Wenn er von Zeit zu Zeit an seiner selbst gedrehten Zigarette zieht und Rotes aufglimmt, nimmt das Tonband Spannung auf. Intime Momente. Einmal ist der Schmerz ganz deutlich fühlbar. Ich habe Angst, dass er weint. Dann scherzt er wieder, erzählt wie er fast mit einer IM ins Bett wäre. Du, du. Ganz vertraut. Dann steht er auf, kniet neben dem Couchtisch. Erzählt weiter. Irgendwann weiß ich, ich muss aufhören, auch er kann nicht mehr. Sagt es. Offen. Schließt ab. Mit einem Punkt. So intensiv ist alles, dass ich ausgefüllt zur Straßenbahn gehe. Wie kurz vor dem Gewitter. Noch Stunden später, raus aus Leipzig, Kilometer entfernt. Er ist ganz präsent. Soll es bleiben. Immer. Diese Begegnungen die die Welt still stehen lassen und ausfüllen. Die sie erklären. Die sind es einfach. Das ist es. Danke Christian.

nicht wien. san francisco 08. ein amerikanisches märchen.

[trilogy on how it all began]

(1) it was june 21st and over the seas i came on a flying unicorn, enjoying the bliss of close physical contact with my dearest neighboring retiree, and bending time and space.
(2) june 21st had gained 9 more hours and through immigration i had passed, sweating but full of joy. waiting for the peculiar vehicle that was going to bring me to stanford. samtrans, public transport, it was going to be. my heart pounded.
(3) and there i finally was. stanford my love. let the play begin.

[trilogy on how it all ended]

(1) and the games end.
(2) it's almost the end of the eighth week. i've got a tan.
(3) good bye.

nicht wien. london 07. ein sommerlebensbericht.

[quintessenz der londoner schriftstücke]
[stimmungsberichte frei von der leber weg]

anreise. tag 1: lasagne aus pappkartons im flugzeug, die victoria line eine stunde northbound nach kingscross, ameisen im po und richtig durst. dann: den tonnenschweren koffer die great percy street hinaufziehen. wirklich great, wirklich steil. und noch mehr durst. schließlich: great percy street 68 aber keiner da außer stillende mütter im hinterhof. kurz geflucht, dann vom garage-guy gegenüber entdeckt worden, den schlüssel auf wundersame art und weise ausgehändigt bekommen.

also. immer noch tag 1: erkundungsreise in ein leeres haus. jedes stockwerk quasi ein zimmer, das treppenhaus kleiner als mein koffer und schließlich in fast schwindeligen höhen meine residenz. nur das badezimmer liegt noch höher. immer noch durst.

tag 1 will never end: meanwhile ist das haus voll geworden. ich begegne einem mädchen das im keller wohnt und nur ein handtuch trägt und einem verwirrten jungen mann der in der klebrigen küche zwiebel anbrät und matt heißt.

doch ende: morgen sage ich dann hallo zu london.

tag 3: had a shower. went out to say hello to london. had a blast just strolling along the river thames. saw the tower bridge, southwark cathedral, borough market, shakespeare's globe theatre, tate modern, millenium bridge, st paul's cathedral, the eiffel tower, taj mahal, chitty chitty bang bang and whatnot.

tag 4: was the day when harry potter and platform 9 3/4, the photographers' gallery and keith arnatt, chinatown and crispy ducks, soho and karl marx with burgers and crepes and camden town and vintage with frappucino and soap bubbles all at once cried for us. gave in to temptation and consumed it all. what a day.

jetzt heißt es warten bis der tee abkühlt.

tage später (ungezählt): yes indeed. starting to actually wholeheartedly love london. marking my territory, sticking posters and flyers to the walls of my room, orientating myself without a map, buying concert tickets, complaining about that nasty tube and eating fish and chips with vinegar and flapjacks. every morning the sun shines onto my face. it's summer in london. finally. on a side note: never forget crispy duck aestheticism in china town & gothic barbie aestheticism in camden town.

doch erst,

wenn man in london frühmorgens um acht mit kurzem kleid und regenschirm im roten doppeldeckerbus munter in richtung office hetzt, auf dem weg einen toasted bagel mit philadelphia bei mcdonalds verzehrt und dann bei all dem schnöden accounting und filing zu mittag noch schnell vom supervisor auf einen starbucks coffee eingeladen wird,

und,

quasi direkt vom bürotisch weg die stöckelschuhe gegen chucks tauscht um im pub nebenan architecture in helsinki zu betanzen,

dann,

ist man wirklich richtig
londonesk.

special feature, tag ungewiss: das 1-2-3-4 festival in shoreditch park im strahlendsten, wärmsten sonnenlicht londons for free. am hellsten nachmittag schwitzte sich die ein oder andere band die new wave outfits nass und nässer oder kochte im zirkuszelt bei 56°c. mit geschmuggeltem bier, noodles aus der box, cadbury eis und geborgtem klopapier ließ es sich für die werten zuseher aber gut leben und es bliebt genügend kraft sich in die erste reihe zu drängen und zu
tanzen
tanzen
tanzen.

in london ist es so: man verpasst kate nash, man verpasst jack penate, man verpasst the runners, aber man sieht an drei abenden cat the dog, the ghost frequency, charlotte hatherley, anna log (+ di gital), noah and the whale, peggy sue and the pirates, florence and the machine, feathers of seduction (good shoes) und the mules. wenn man gute ellbogen hat auch immer aus der ersten reihe. daneben und dazwischen gibt es poetry und trommler und floetenspieler in den ubahnstationen. aber wehe man will zu viel. um punkt zwoelf zaehlt london seine schafe. da kennt man nichts.

(end of name dropping)

besuche: halb eins liverpool street der vorvorletzte stansted express faehrt ein das maedchen mit shorts und kaugummi steht am bahnsteig und wartet die gaenge leeren sich niemand da.
zehn vor eins liverpool street der vorletzte stansted express faehrt ein das maedchen mit shorts und burgerking pommes und cola steht irgendwo zwischen cash maschine und securities und wartet ein tourist der es besser weiss und daher nicht fragen muss tut es trotzdem und fragt sie nach dem naechsten bus nach kings cross sie sagt noch 205 right up the stairs dann bewegt sich ein drehkreuz und der junge fuer den sie vorher noch den kaugummi gekaut hat ist da.
ploetzlich die pommestuete in der hand ihn umarmend moechte sie nicht mehr loslassen.
punkt eins liverpool street doppeldeckerbus oben und ganz vorne spiegeln sie sich mehr im fenster als sie von london sehen koennen.
von diesem moment rast das wochenende an ihnen vorbei.
fast forward werden morgens laut tueren geschlagen, philadelphia bagels auf die nase gesetzt und plaene geschmiedet, irgendwann ist das bad wundersam sauber und der muell entsorgt, aber die mitbewohner sehen sie nie.
london ist eine einzige shoppingstrasse, ein bisschen uebertraegt sich der einkaufsstress auf gemuet und beine. und kurz wuenscht man sich doch wieder fuer sich zu sein. bett und decke sind selbst quer zu klein und einer muss auf tshirts schlafen.
aber dann sind da noch ein kitschig ueberbordender flashback in time in der wallace collection, die rokoko schaukel und freude ueber oudry, hunde im hydepark die weder sticks noch kinder dafuer einander moegen, pseudoromantisches blaulichtboot und guinness vor dem london eye, poetry balladen im luminaire und fosters auf dem randstein einer bus lane, tausend und ein burger gemeinsam hinuntergeschlungen und dann satt und zufrieden, hundert fotos die nur zehn wurden, intuitionsubahnfahren, nachmittagsschlaf im schwulen soho park und eine pubtour die zu frueh endet weil ganz london muede wird.

schlussendlich: nur auf der oxfordstreet erscheint mir london ohne romantik-poetik-literarizitaets-kondom. ueberall sonst werden makel zu schrulligkeiten. schreibstil und -inhalt aller folgenden gedankenverschriftlichungen sind und bleiben wohl also so. deshalb und weil marx in soho und dickens in camden town gelebt hat. haben. gute nacht.

tag in der zukunft: for informational purposes: i am fine. the weather is nice. the music is good. the money is gone. my english has not improved too much yet.

correction: the weather is crappy.

ein tragischer tag im september: no water. no heating. i had a nice dingadong yesterday (kudos to all those lovely brownies) but then – all of a sudden, to my utter surprise and shock – was not able to flush. after i had decided to stand my man and not to hide in my room pretending that it had been matt once again, i poured the remaining drinking water and half a litre of the milk i had just bought into the loo, but wasn’t released. end of the story.
(i finally managed to flush at 1 am though)
(after i had finished reading the last volume of harry potter)
(you could probably say that i also flushed away my childhood that night)
(together with some shit and milk)
(how beautiful is that)

laundry: a bright yellow room, the guardian in my hands, it’s raining cats and dogs outside. afterwards: hanging the damply clothes on a red washing line throughout and across the room. can’t go to the loo anymore because the doorknob is involved as essential support point.

the slamming of doors in the morning and the remaining poo in the loo is about as much as i get to hear and see of my neighbours. bu-ut i got the chance to talk to matt a little bit while i was cooking, which, although i was just boiling water to cook spaghetti [gas stove defloration baby], lasted for one long but quite informative hour. yes, of course, matt’s in a band, and yes of course he earns his living as a booking agent, and yes yes yes of course he knows all the funky places, and all the hip venues and all the not big yet but very soon blowing up bands. how could i have ever doubted it. i ended up with horrible noodles cooked to rags, but also with a whole list of recommendations and a new friend who calls my bathroom in the attic anne frank’s bathroom and said i could always knock at his door again. hell yeah.

revelation day 75432: there must be something in the air or the acid rain in london that about everyone is in a band. it’s only after three weeks that mary and kate have raindrops falling on their heads and singalong-strolls through the night. oh boy mary can sing and kate looks like mary poppins.

und der tee von zu beginn ist seit tagen getrunken.

august der achtundzwanzigste: beim warten auf das crystal castles konzert hätten wir fast dan deacon verpasst. folgendes szenario: die reihen vor der bühne lichten sich, minuten später verwunderung der drei musketiere in der ersten reihe über fernbleiben der menschenmassen, man scherzt noch über rauchpausen, müde engländer oder ein konzert im nebenraum. bingo. wir finden besagten raum und uns am ende rund um dan deacon als wham city chor wieder. die großartigste performance bisher. noch vor crystal castles sind wir nass geschwitzt und überwältigt. gut so, denn der hauptact ist verrückt aber auch kurz.

krank sein in england: der gemeine schnupfen ist dauerzustand. in den bei jeder witterung klimatisierten büroabteilen abgegrenzt durch hüfthohe trennwände verteilen sich die erreger mühelos, die zeit lässt sich in niesern bemessen. da hilft auch der eimerweise konsumierte tee nicht. eventuell wird auch der heimische boiler kaputt und man duscht sich tagelang mit eiswürfelkaltem wasser. wenn nicht von der rax, so aus den tiefsten tiefen des meeres. aber wenn man die augen schließt und wenn man sich ganz fest vorstellt es wäre kochend heißes wasser… nein. der einzige spaß dabei ist das unkontrollierbare stöhnen und aufschreien der mitbewohner. (und der handwerker der wirklich mehr poritze als hose hat und 200 pfund für die diagnose allein verlangt) weiters: die romantisch weiß getünchten schiebefenster sind leider wirklich original viktorianisch und seitdem nicht mehr dicht, es ist ständig feucht und die mode trotzdem sommerlich. blöd eben. und prompt bin ich von schnupfen husten heiserkeit geplagt, lasse mir von mitarbeitern heiße gemüse-scharf-marokkanisch-bohnen-hühnerbrühen-suppen und tee machen und krieche freitag nachmittags demütig einige stunden früher als sonst nach hause und mit zwei pullovern übereinander ins bett. von dort aus wird dann mighty boosh geschaut und kartoffelmash gegessen. ich verdanke es nicht zuletzt der womöglich bei uns nicht zugelassenen englischen medizin die es einfach so rezeptfrei per selbstbedienung bei boots zu holen gibt, dass ich samstag abend wieder munter backstage herumhamstern kann.

memoiren eines kookskonzerts: tickets gibt es keine, man versucht es bei toby, dem organisator. das glücksbärchen ist gut gelaunt wie immer, schüttelt lächelnd den kopf und sagt: intimate gig, sold out, but try at ten if you want to. katharina und maria fühlen sich verhöhnt und setzen sich traurig ins pub nebenan um einbruchspläne zu schmieden. abertausende roadies und journalisten schwer von backstage passes um sie herum sind ironisches ornat ihrer situation. drei alte bauarbeiter am nebentisch erbarmen sich ihrer und lassen hoffen aufgrund bbc connections karten ergattern zu können. die bbc connection ist wirklich wahr, der rest nicht. karten gibt es wieder keine. vollends absurd wird die situation mit kooks setlist ausdruckenden jünglingen am nebentisch, dem kooks album aus den lautsprechern und einer vermeintlichen glücks-plastik-perle aus dem klo des famous cock im büstenhalter. schlange und bouncer vor der tür der buffalo bar bedeuten einmal mehr: no chance to get in for katharina and maria, die viel viel lachen, bier trinken und innerlich schon weinen.
und dann: steht toby an der bar. einfach so. und da alle gefinkelten einbruchspläne im sand verliefen, nimmt katharina allen mut zusammen und die beine in die hand und nähert sich toby leise von hinten: sie: sorry to be a pain again, but do you reckon there is a chance to get in? er: yeah, just try at ten and if you've problems getting in, just say you're tracy and paula from rockfeedback. katharina kann kaum noch stehen als sie sich zu ihrem tisch rettet. das herz schlägt wie wild, der eintritt scheint so nah, die paranoia melden sich zur stelle. adrenalin. plötzlich ist es nach einer minute schon eine stunde später und sie versuchen ihr glück. paula and tracy from rockfeedback. und wie von zauberhand und bei ali baba weichen die bouncer zur seite. der weg ist frei. vor glück innerlich schreiend stehen die mädchen in kürzester zeit in der ersten reihe. die schwitzend stinkende menschenmasse hinter ihnen ist vergessen, das konzert ist ein einziger höhepunkt. am ende taumeln die beiden vollkommen nass geschwitzt durch das nächtliche london. den ganzen folgenden tag plagen katharina unkontrollierbare lachmuskelkontraktionen.

es geht aber auch so: justice im koko. der bass lässt unsere gehirnflüssigkeit schäumen, das militant blinkende religiöse symbol sowie das stundenlange strobe light right into our faces sorgen für langzeitschäden. der teppichboden im koko stinkt. wahrer enthusiasmus erst als es zu ende ist.

stichwort.

tag ende: zu hause.

[abrupt aber wahr]