2010-06-11

all the bad gaga girls

Lady Gaga, Still aus dem Musikvideo zu "Telephone", 2010 |
Barbara Kruger, Your body is a battleground, 1989


"you've been a very very very bad girl, gaga" sagt beyonce in telephone. word. sie hat so tief in die diskurstöpfe gegriffen und kräftig umgerührt, dass mir die kochtopfmetapher schon seit tagen unangenehm im hals steckenbleibt. mal schnell hübsch eloquent das phänomen lady gaga erfassen geht nämlich gar nicht, so badass haben sie und ihr kreativteam haus of gaga ideen von performativität, subjektphilosophie und gender(de)konstruktion mainstreamtauglich und dissertationsfüllend gemacht.
es wäre so viel zu sagen und ist gleichzeitig so viel gesagt worden (ausgezeichnet ausführlich und wissenschaftlich unter anderem auf gagajournal.blogspot.com oder über gender parody, product placement und lesbische (stereo)typen im musikvideo zu telephone: katrin horn: performance und pulp ), dass hier gerade einmal der kruger vergleich und das nachdenken über [weibliche] körper als schlachtfelder und crime scenes halbwegs originär stehen bleiben kann. dabei bleibt es bei einer hingeworfenen idee und einem verweis auf eine dritte: maria lassnig. bei der mumok ausstellungseröffnung 2009 machte sie es gaga nämlich vor:

Maria Lassnig, Eröffnung MUMOK, 2009 | Maria Lassnig, Du oder ich, 2005

badassness verkörpern diese großartigen künstlerinnen wirklich. befreiend und richtig intelligent. fernab von plumpen i-kissed-a-girl-katyperries und viktorianischen i-saved-the-best-i-had-for-you-lena-meyer-landruts singt und performed lady gaga ein längst schon ausständiges frauenbild in die geschlechtskategorien der ö3hörer.
die eigene stilisierung zur befreienden grenzgängerin für ihre fans - zur selbstdarstellenden totemfigur [über amy winehouse hatte das the guardian 2007 festgestellt - einleitend übrigens folgende sätze: "amy winehouse has been a bad girl. a very bad girl"] - ist da bestimmt noch die am kritischsten zu bewertende position. und dann kann man auch warnend den akademischen zeigefinger ob der holzhammer-warhol-marketing-methoden heben, aber irgendwie macht das auch nicht glücklicher. das subtilitäts-damoklesschwert gehört abgehängt, schön brav sind nur mehr heidis topmodels.
nur einer ist das ganze viel zu bad geworden: tila tequila warnt als abgedrängte bi-dumpfbacke vor den dämonischen qualitäten gagas. was sie aber gut erkannt hat: "they [...] say it's “ART” but really, it's to mindfuck you".

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