wenn sie jetzt bitte den
mmmmmmuuunnnddd
aaauufmachen würden?
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.
sehr schön! jetzt können die gedanken fließen (fernab von diplomarbeits-professionalitäten): mit 17cm spannweite besitzt francisco domingo joaquim den weitesten mund der welt. gratulation. von mund zu mundus (lat. welt) sind es also räumlich 17cm oder, wem das nicht recht munden will, zeitlich viele jahre zurück ins 17. jahrhundert (wo wir dem theatrum mundi begegnen, hallo!).
Auff den mund [auf! den mund!]
MUnd! der die seelen kan durch lust zusammen hetzen /
Mund! der viel süsser ist als starcker himmels=wein /
Mund! der du alikant des lebens schenckest ein /
Mund! den ich vorziehn muß der Inden reichen schätzen /
Mund! dessen balsam uns kan stärcken und verletzen /
Mund! der vergnügter blüht / als aller rosen schein.
Mund! welchem kein rubin kan gleich und ähnlich seyn.
Mund! den die Gratien mit ihren qvellen netzen;
Mund! Ach corallen=mund / mein eintziges ergetzen!
Mund! laß mich einen kuß uff deinen purpur setzen!
christian hoffmann von hoffmanswaldau (1616-1679)
genau dort holt uns ginka steinwachs ab, wenn sie ein gaumentheater des mundes entwirft: in anlehnung an schillers moralisches theater vernachlässigt sie ein m, das ohnehin bereits in mund enthalten is(s)t, und macht daraus das oralische theater. dabei wird der mund und nicht das auge „organ von welterfahrung“ - gertrude stein lässt sie dazu sagen: "mit dem mund fängt alles an. ich nehme welt mündlich" (steinwachs, ginka: stein, wachs! wien: passagen 2005, s. 47). oralisches theater bedeutet auch: sprache ist speise. sprache wird zerkaut, eingespeichelt, im zungenschlag geformt, importiert und exportiert, und darf auf gar keinen fall fad schmecken, frei nach den drei l: ludisch lullisch lukullisch (du kennst das prinzip schon von den drei s des ü-eis: spiel spaß und spannung).
der mund als faszinosum, die oralische passion statt regression - dem leser, der leserin geht bei steinwachs bestimmt zumindest der mund auf, bleibt offen stehen wo mund zu welt verDICHTET wird.
dass steinwachs mehr will als bloß eine tomate, trennt sie von samuel beckett. und trotzdem ist er ihr in sachen mund näher als gedacht: ebenfalls in den mundfertigen 70ern schrieb er 'not I', ein theaterstück, dass alleine den mund zu wort kommen lässt - hier die zweite inszenierung mit billie whitelaw als 'mouth' (1973):
wird der mund bei beckett von allem losgelöst auf eine bühne gestellt, wird er bei steinwachs selbst zur bühne und der zuschauerraum zum mund: "von den rängen [...] hängen geschmacksknospen purpurschneckenrot. das zäpfchen ein lüster. auf den stufen weicher, roter zungenteppich. die bühne hinter zähnen" (steinwachs, ginka: stein, wachs! wien: passagen 2005, s. 67). ein solcher bühnenmund (allerdings nicht das originale gaumentheater des mundes) ist in einem ausschnitt aus karin bandelins schönem kurzfilm 'ginka steinwachs' (praun productions 2010, 9:40 min) zu sehen.
wenn sie jetzt bitte den
mmmmmmuuunnnddd
zzzuuumachen würden?
mmmmmmmmmmmm.
vielen dank!
ps: merkst dus auch? hiermit als fake gekennzeichnet. patent: originkalzitat. g.s. plosiv ist k.s.
2010-12-15
mund auf der zunge zergehen lassen
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And everything that comes out of your mouth is rubbish
AntwortenLöschenAnd everything that comes out of your mouth is beautiful
And your mouth is bigger than my fist clenched together
And life is quite a bit like a clue [???]
And I said I would stop being mean
And I said I would stop being mean
But it's your vicious tongue the one that goes on
And goes on, and goes on, and goes on
Your vicious tongue the one that goes on
Your vicious tongue the one that goes on
And goes on, and goes on, and goes on and goes on
Your vicious tongue the one that goes on
Aus: Felix - Death to everyone but us
http://www.youtube.com/watch?v=ayKta1VcPuk